Kultur.Netz.2000+
Das elektronische Netzwerk österreichischer Kunst und Kultur

Das Rückgrat wächst

Österreichs Kunst- und Kulturinitiativen haben längst die Notwendigkeit elektronischer Vernetzung erkannt. Droht dem Internet und seinen vielfältigen kommunikativen Möglichkeiten die Vereinnahmung und teilweise Zweckentfremdung durch rein kommerzielle Anwendungen, wollen Kunst- und Kulturschaffende die neuen Medien- und Kommunikationstechnologien einer breiten wie kreativen Nutzergemeinde zur Verfügung stellen.

Kein Wunder, dass die Aufrufe an die politischen Verantwortungsträger immer lauter werden, Rahmenbedingungen für eine demokratiepolitisch unerlässliche Vermittlung dieser Technologien und ihrer (künstlerischen) Anwendungen zu sorgen. Konkret geht es in diversen Kommuniqués der Freien Szene (u. a. das Gelbe Papier http://www.servus.at/versorger/48/gp.html) um die Schaffung eines Knotens für nicht-kommerzielle, kreative Netznutzung - einen sogenannten Cultural Backbone.

Während aber Österreichs Politik (nicht nur) Wahlkampf-bedingt dieses Thema bestenfalls am Rande wahrnimmt, formieren sich im gesamten Bundesgebiet die ersten Wirbel des elektronischen Rückgrats: regionale Netzknoten, die Künstlern und Kulturinitiativen selbstbestimmte Technologie-Anwendung ermöglichen und breiten Netzzugang ohne Profitinteresse sicherstellen.

Beispiele dafür:

Oberösterreichs Kunst- und Kulturszene geht mit servus.at (http://www.servus.at) ins Netz, während in Wien Public Netbase t0 Media ~ Space! (http://www.t0.or.at), The Thing (http://www.thing.at) und Action.at (http://www.action.at) für Access sorgen.

In Graz schwören KünstlerInnen und Initiativen auf mur.at (http://www.mur.at), in Vorarlberg auf med-user.net (http://www.med-user.net), in der Oststeiermark regt die Virtuelle Akademie Nitscha (http://www.van.at) elektronische Kommunikation an.

Und nicht zuletzt sorgt auch subnet (http://www.subnet.at) in Salzburg für wichtige Wirbel des elektronischen Rückgrats österreichischer Kunst- und Kulturinitiativen.

Hier 4 weitere Stellungnahmen der Veranstaltung Kultur.Netz.2000+ vom 24. September, in deren Rahmen 17 namhafte VertreterInnen aus Kunst und Kultur das Anliegen eines Cultural Backbone in Österreich unterstützten:

Claudia Haas (ZOOM Kindermuseum)

"Im Gegensatz zu vielen Politikern glauben wir vom Kindermuseum nicht, dass es ganz einfach genügt, Computer und Software in die Schulen zu stellen. Es geht immer um die Grundfrage: Wie gehe ich mit Informationen um? Wie filtere ich Informationen? Was mache ich zu Wissen? Da gehört die Vermittlung dazu und die kostet Geld. Auch die Projekte in diesem großen und neuen Kulturraum kosten Geld. Ich hoffe, dass das den Politikern bald bewusst wird."

Gerhard Ruiss (IG AutorInnen)

"Im Bereich der Netzkultur haben auch die AutorInnen die bekannten Probleme: Hohe Entwicklungskosten, aber kein Geld. Wir erhalten verbale Ermutigung und zugleich auch die Folgenlosigkeit. Wir kommen inhaltlich weiter, können die Ideen aber nicht umsetzen. In Österreich gibt es das Know-how, und es ist gut, dass jetzt auch ausreichend Bandbreite dafür gefordert wird. Ich würde mich also über einen Entwicklungsschub freuen, dass Österreich hier auf dem Innovationssektor auch endlich einmal etwas von internationaler Tragweite leisten kann. Weil eben sehr viel Kopf da ist und auch sehr viel Herz."

Astrid Zimmermann (Präsidentin der JournalistInnengewerkschaft)

"Was mit der Netz.Kultur.Österreich an Ideen, Diskussionen und Vorarbeiten geleistet wurde, davon profitiert auch der Bereich des Journalismus. Weil dadurch die Bedeutung des Mediums als Arbeitsmittel und als Arbeitsfeld herausgestrichen wird. Das führt zu entscheidenden Weichenstellungen, etwa im Bereich der Urheberrechte und ihrer Verwertung. Ganz entscheidend ist aber sicherlich, dass redaktionelle Online-Arbeit erst durch die unablässigen Aktivitäten die notwendige sozialrechtliche Anerkennung fand."

Robert Adrian X (Medienkünstler)

"Ich bin seit 20 Jahren künstlerisch mit neuen Kommunikationstechnologien engagiert. Seither habe ich viele Zugänge zum Netzwerk, denn es gibt kein Zentrum. Es ist darauf zu achten, dass in einem Cultural Backbone jedes künstlerische Projekt unterschiedliche Bedingungen erfordert. Überhaupt ist es den Künstlern angesichts der neuen Systeme nur schwer möglich, mit kritischer Stimme ein Gewissen dieser Gesellschaft zu sein. Sie sind aber durch ihren kreativen Umgang in der Lage, aus dem Medium etwas für den Menschen zu machen. Dafür braucht es einen Cultural Backbone, dafür braucht es Server wie Public Netbase t0, The Thing, servus.at, subnet, mur.at und noch viele mehr."

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung:

Martin Wassermair

Public Netbase t0
eMail: wassermair@t0.or.at
Tel: ++43-1-522 18 34 DW 20