Kultur.Netz.2000+
Das elektronische Netzwerk österreichischer Kunst und Kultur

150 Personen waren am Freitag, den 24. September 1999, der Einladung von Public Netbase t0 gefolgt. Im Anschluss an das "Gelbe Papier" - Netz.Kultur.Österreich (http://www.servus.at/versorger/48/gp.html) - positionierten sich zahlreiche VertreterInnen aus Österreichs Kunst- und Kulturszene zur Etablierung eines österreichischen Cultural Backbone.

Vier zentrale kulturpolitische Forderungen standen im Zentrum des Abends. Für eine breite Vermittlung kreativer Netztechniken als künftiges Bildungskapital und für eine aktive Netzkultur jenseits der ökonomischen Vereinnahmung des Internets forderten die Anwesenden nochmals:

1) Schaffung eines österreichischen Cultural Backbone zur Vernetzung der Kulturschaffenden.

2) Schaffung dezentraler und regionaler Kulturschnittstellen als Produktionsstätten und Vermittlungsinstanzen von Medienkompetenz.

3) Anhebung der Förderung von Kunst und Kultur im Bereich der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.

4) Reform der Kulturverwaltung, um dem neu entstandenen Sektor gerecht zu werden.

Untermauert wurden diese Forderungen von Armin Medosch (Redakteur von "Telepolis - Magazin der Netzkultur") in seinem Vortrag zur Netzkultur und Partizipation. Siebzehn Personen aus den Bereichen Medien, Kunst, Kultur und Bildung traten ans Rednerpult, um in kurzen Statements die Wichtigkeit eines österreichischen Kulturnetzes zu unterstützen (in Reihenfolge ihres Auftretens):

Ingrid Scholz-Strasser (Sigmund Freud Museum) - Claudia Haas (ZOOM Kindermuseum) - Juliane Alton (IG Freie Theaterarbeit) - Thomas Hübel (Depot) - Andrea Ellmeier (Kulturdokumentation) - Sabine Schebrak (WUK) - Robert Adrian X (Medienkünstler) - Michael Wimmer (Österreichischer Kulturservice) - Astrid Zimmermann (Präsidentin der JournalistInnengewerkschaft) - Gerhard Ruiss (IG AutorInnen) - Thomas Soraperra (KUNSTHALLE Wien) - Christian Jahl (EDV-Abteilung der Städtischen Büchereien) - Peter Rantasa (phonoTAKTIK, designierter Direkor MICA) - Doris Rothauer (Künstlerhaus) - Robert Trappl (Austrian Research Institute for Artificial Intelligence, Uni Wien) - Georg Schöllhammer (springerin - hefte für gegenwartskunst) - Robert Spour (Komponist)

Im folgenden finden Sie drei zusammengefasste Stellungnahmen:

Juliane Alton (IG freie Theaterarbeit)

"Wir brauchen Rückgrat, wir brauchen einen Cultural Backbone und wir brauchen das im Bereich der freien Theaterarbeit unbedingt als Mittel unserer Arbeit. Wir wollen als Interessenvertretung aber auch ein bisschen zum Projekt der Alphabetisierung im Netz beitragen. Das lässt sich nur mit einem Werkzeug leisten, das wir unserer Klientel anbieten können - mit Hilfe einer Netzkultur. Das aber heisst für mich, es muss nicht-kommerzielle Provider geben, die am Cultural Backbone hängen, die Werkzeuge anbieten und Support-Qualität."

Thomas Hübel (Depot. Kunst und Diskussion)

"Ich möchte die Forderungen des Positionspapiers Netz.Kultur.Österreich mit Nachdruck unterstützen. Nicht nur aus kunst- und kulturpolitischen Gründen, denn für Netzkünstler ist der Zugang zu den Produktionsbedingungen und Produktionsmitteln ein besonders komplizierter, sondern auch aus gesellschafts- und demokratiepolitischen Gründen. In diesem Positionspapier fällt der Begriff der "Zivilgesellschaft". Ich glaube, es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass damit auch eine politische Öffentlichkeit gemeint ist und dass der Staat die Aufgabe hat, die politische Diskussion dieser Öffentlichkeit im Netz zu unterstützen. Denn wer den digitalen Raum der völligen Kommerzialisierung freigibt, der wird diesen als öffentlichen Raum zugleich aufgeben."

Michael Wimmer (Österreichischer Kulturservice)

"Die Schule selbst ist eine Kultureinrichtung, sie ist aber kein Netzwerk, sondern eine Hierarchie. Kunst steht bestenfalls am Rande der Schule und hat nur sehr begrenzten Anteil. In den vergangenen Jahren hat sich die Schule den neuen Entwicklungen vor allem aus technologischer Sicht genähert. Jetzt aber benötigt sie kulturelle Inhalte. Tatsächlich steckt in den Schülern und Schülerinnen emanzipatorisches Potential. Es ist die Kunst im Zusammenwirken mit den neuen Technologien, die auf die Dynamik der weiteren Bildungsentwicklung Einfluss nimmt. In diesem Sinne brauchen Schulen Netzkultur, mehr noch: Sie sind ein Bestandteil der Netzkultur."

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung:

Martin Wassermair

Public Netbase t0
eMail: wassermair@t0.or.at
Tel: ++43-1-522 18 34 DW 20

> "Das Rückgrat Wächst"